Fachwerkfeeling inklusive

Fachwerkhäuser renovieren – darauf sollten Sie achten

Sie sind echte Unikate und zeigen eindrucksvoll die Baukunst vergangener Jahrhunderte. Fachwerkhäuser mit geschweiften Streben, Andreaskreuz, Knaggen oder Mannfiguren, Inschriften, Sonnenzeichen oder biblischen Motiven zeugen von der Geschichte der Bewohner und des Ortes, in dem sie bewohnt werden. Einzigartig und imposant lassen sie die Menschen staunen über die Fähigkeit Gebäude zu konstruieren, die vielen Generationen als Wohnraum dienen mit natürlichen, wohngesunden und regenerativen Baustoffen.
Das moderne und individuelle Wohnen im Fachwerk erlebt gerade eine Renaissance, Fachwerkfeeling inklusive. Kein Wunder, dass die Fachwerkhäuser immer mehr in den Focus der Käufer rücken, die nachhaltig denken. Doch vor dem Kauf sollte die Information stehen. Wer beim Fachwerkhaus sein Augenmerk auf die wichtigen Stellen richtet, kann schon bald das besondere Wohnklima darin erleben.

 

„Wir zeigen was Fachwerk bietet“, sagen die Mitglieder der Bürgergruppe für den Erhalt Wanfrieder Häuser. Die ehrenamtlich agierende Gruppe berät Fachwerkfans vor und nach dem Kauf, schätzt die Umbaukosten, vermittelt Handwerker, zeigt, was Frau oder Mann selber machen kann und gibt Tipps zum wohngesunden Umbau. Eigens dafür hat die Stadt Wanfried ein Fachwerkmusterhaus umgebaut. Das leerstehende Gebäude wurde um 1700 gebaut und stand seit den 1980er Jahren leer. Jetzt dient es als Bauberatungszentrum in dem Interessenten über die energetische Sanierung eines Fachwerkhauses informiert werden. Die Bauarbeiten wurden von ortsnahen Betrieben ausgeführt, die Baustoffe und Beleuchtung stammen von Partnern, die wissen, was Fachwerk braucht.

Die Fragen, die der Bürgergruppe am häufigsten gestellt werden sind: Wie erreicht man per Innendämmung effektive Dämmwerte? Wie dämmt man den Dachboden? Welche Arbeiten kann der Käufer selbst machen und wie sollte er das tun? Welche Lichttechnik passt ins alte Haus?









Das Musterhaus vor der Sanierung                           Das Musterhaus mit thüringer Leiterfachwerk nach der Sanierung

Innendämmung bei Sichtfachwerk

Um die Dämmstärke zu berechnen, muss jede Außenwand gesondert betrachtet werden. Energieberater im Denkmalschutz sind hier die richtigen Ansprechpartner. Ist die Dämmstärke berechnet, kann es losgehen. Den Innenraum mit Lehmputz zu versehen, ist nicht nur optisch eine schöne Sache, sondern auch gesund. Lehm filtert Gift- und Schadstoffe aus der Raumluft, zudem nimmt er Feuchtigkeit auf und gibt sie ab. Damit regelt er ganz von allein das Raumklima.

Lehm-Kork

Der Lehm-Kork wird einfach von oben und von der Seite fest
gestapft und passt sich jeder Wand an

Bei unebenen Wänden empfiehlt die Bürgergruppe Stampflehm mit Korkanteil von Haacke. Dafür wird eine Schalung aus Holzlatten aufgebaut, das erdfeuchte Lehmkorkgemisch hineingeschüttet und festgestampft. Trocknungszeit beträgt pro Zentimeter Aufbaustärke eine Woche, danach werden Schilfmatte und Lehmputz aufgebracht. Diese Dämmung hat den Vorteil, dass Unebenheiten ausgeglichen werden und der Raum im Sommerund Winter angenehm klimatisiert bleibt.               
Dieser Wandaufbau fordert handwerkliches
Geschick und einige fleißige Helfer.

Mineraldämmplatte

Die Innendämmung wurde hier mit Multipor und Lehmputz aufgebracht

Die Mineraldämmplatte Mulitpor (6 cm stark) der Firma Ytong wurde im Fachwerkmusterhaus auf einen Ansatzlehm aufgebracht, danach mit einer Schicht Lehmputz, Gewebe und einer weiteren Schicht Lehmputz versehen. Hier kann auch auf Kalkbasis aufgebaut werden. Diese Art der Dämmung ist schnell und einfach umzusetzen, die Platten leicht im Gewicht und in der Verarbeitung einfach.

Holzfaserplatten

Dämmung der oberen Geschossdecke mit der Hanffaserdämmplatte von Hock

Bei der Dämmung mit Holzfaserplatten (6 cm stark) wurde die gleiche Verarbeitung vorgenommen wie bei der Mineraldämmplatte. Auch diese Art der Dämmung zeichnet eine einfache Handhabung aus und ist für den etwas geübten Bauherren auch in Eigenleistung zu schaffen.

Dämmung der oberen Geschossdecke

m Fachwerkmusterhaus wird der Dachboden nicht als Wohnraum genutzt. Aus diesem Grund hat man sich zur Bodendämmung entschlossen. Hierfür wurde loser Hanf der Firma Hanffaser Uckermark, der wie ein offenes Bündel Heu zwischen den Lagerhölzern ausgeschüttet und verdichtet wird, verwendet. Zudem wurden Hanf-Dämmplatten der Firma Hock und flexible Holzdämmung von Homatherm eingebaut. All diese Dämmmaterialien halten jeweils Kälte und Hitze ab.

Licht in Blickwinkel

Im historischen Haus scheuen sich die Architekten nicht, besonders moderne Elemente und neueste LED-Technik der Firma Paulmann-Licht einzuarbeiten. Die Produkte der Firma Paulmann sind in Baumärkten erhältlich und leicht zu installieren. Im Musterhaus dienen sie dazu, die mit Naturfarben gestrichenen Lehmwände und auf Leinölbasis geölten Holzteile ins optimale Licht zu setzen.

Decken-, Wand- und Schrankbeleuchtung offenbaren besondere Blickwinkel vom Nebeneinander von alt und neu. Die Baukunst vergangener Zeiten mitzunehmen und in den Umbau zu integrieren, macht Sinn. Mit eigener Kreativität wird so aus einem in die Jahrhunderte gekommenen Haus ein neues einzigartiges Schmuckstück.

Infos über Partner, Handwerker und Baustoffe unter: www.buergergruppe-wanfried.de.
Attraktibe Fachwerkhäuser in Wanfried finden sich auf dem kommunalen Immobilienportal Wanfried

Autor:
Diana Wetzestein
Bürgergruppe Wanfried

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